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Eine Weihnachtserzählung: „Warum nicht einfach tun?“

Eine Erzählung zum Fest der Hl. Ottilia, die heute in Tschengls mit einem Wortgottesdienst um 15.00 Uhr gefeiert wird. Die Hl. Ottilia ist die Patronin für das Augenlicht und wird besonders bei Augenleiden angerufen und um ihre Fürbitte und Hilfe gebeten. In den vergangenen Monaten durfte ich öfters in ihrer Kirche bei den alten Feldern sein und sie um ein Neues Sehen, ein wachsendes Erkennen, bitten.

Wir sind im Jahre 2012. Langsam aber sicher brechen bestehende auf  Zahlen und Quoten aufgebaute und fixierte Scheinwelten zusammen und wir finden uns bei unseren Wirklichkeiten wieder. Unser Land und unsere Menschen haben noch starke Wirklichkeiten, nur sind sie oft hinter aufgezwungenen und einseitig gelebten Gedanken versteckt und verschollen. Es passiert aber ein kleines Wunder. Gastgeber und Bauern und Handwerker und viele andere Interessierte setzen sich an einen Tisch und beraten über die neue Situation. Das Zusammentreffen findet in einer Burg in einem Dorf am Rande statt. Am Beginn der Sitzung ist es sehr still. Niemand von den Anwesenden will beginnen. Gesenkte Häupter in der Runde und alle warten gespannt auf die erste Wortmeldung. Denn es hatte niemand eingeladen und niemand fühlte sich als Wortführer. Das Zusammentreffen ist durch ein Wunschdenken zussstande gekommen und irgendwie sind sie alle durch eine Sehnsucht angetrieben gekommen und wollen verändern, wollen sich ändern. Die Anspannung ist kaum auszuhalten und  plötzlich steht ein Mann mittleren Alters auf und beginnt zu reden. Es scheint als würde er nicht für sich, sonderrn für alle Anwesenden reden. Er ist nur das Werkzeug dieser großen Kraft der Erneuerung, die jetzt in der uralten Stube spürbar und erkennbar wird. „Unsere innere Stimme, über Jahre und Jahrzehnte fast erdrückt und niedergebrüllt, hat uns hier in dieser Stube zusammengebracht. Alle spüren und wissen wir, dass wir nur dann  in Frieden und in einem freien Wohlbefinden leben werden können, wenn wir uns unserer Stärken und Werte besinnen und sie gemeinsam zum Wohle aller einsetzen. Wohlstand muss neu definiert werden. Die Jagd nach diesem  Schein-Wohlstand hat uns zu Getriebenen ohne Freude gemacht. Wir alle haben gearbeitet, auch hart gearbeitet, aber kaum jemand hat dabei geachtet seine eigenen Wünsche und Träume in seine Arbeit mit einzubeziehen. Langsam aber stetig haben wir uns einem Rhythmus angepasst, der nicht der unsere sein kann. Wir haben in unserer Schnelligkeit Entwicklungsstufen übersprungen – durch bestimmte Subventionen sind diese Entwicklungen beschleunigt  worden – und hängen jetzt sozusagen in der Luft. Uns fehlt im wahrsten Sinne des Wortes der Boden unter unseren Füßen. Wir Gastgeber bieten unseren Gästen Erzeugnisse aus der ganzen Welt an, richten uns in unseren Ivestitionen und Aktionen nach den Modeerscheinugen und sind dauernd unter Druck. Wir bemühen uns aber nicht mutig und bewusst die Kraft unserer eigenen Heimat zu erkennen und zu leben. Unweigerlich sind wir bald über die Grenzen hinaus alle im selben Boot, unterscheiden uns kaum in unseren Angeboten und werden immer mehr Werbung machen müssen, um in dieser erbarmungslosen Jagd überleben zu können. Dabei haben wir eine Heimat, die dann keine Konkurrenz fürchten muss, wenn wir unser Potential gemeinsam erkennen und nützen und fühlen.“ In der holzgetäfelten Stube sind die Köpfe der Menschen aufgerichtet und die Augen sehen sich an. Die Anwesenden spüren, daß der Redner ohne Namen Dinge beim Namen nennt, ausspricht was viele hier in der Stube denken. Allein haben sie den Zugang zu diesen Gedankenräumen nicht finden können. Jetzt in der Gemeinschaft scheint der Weg gangbarer und wirklicher. Eine kurze, aber starke Atempause und der Mann mittleren Alters fährt fort: “ Der erste Schritt ist immer der schwierigste und er ist zugleich entscheidend. Er zeigt die Richtung an. Und es hilft uns nicht weiter, wenn wir nach Außen gehen, ohne im INNERN zu sein. Zu allererst sollten wir die Heimat in uns suchen. Jene Kraft die unsere eigene ist. Diese ureigene, von großen Gesamtheiten gewollte und geschenkte Kernkraft, die in jedem von uns vorhanden ist. Und da stoßen wir auf Widerstände. Das Anerzogene, das absolut Gehorsame, das Hörige wehrt sich gegen die Sehnsucht nach Freiheit im Menschen. Genauso wie fremde und versteckte Mächte nicht wollen, dass wir ein eigenes Denken erarbeiten und ein eigenes Fühlen und Spüren suchen und unseren Sehnsüchten, der Sprache unseres Herzens folgen, genauso spüren wir beim Setzen des ersten Schrittes, Bauchweh. Was werden wohl die leute im Dorf sagen? Was werden meine Freunde sagen, wenn ich mich auf einmal so benehme wie ich eigentlich bin, wie ich immer schon sein wollte, weil ich so bin. So einzigartig und in meiner Einzigartigkeit stark und schwach und freier Mensch. Und so trotten wir dahin, nehmen sehr oft den scheinbar leichteren Weg und irgendwann erkennen wir, dass wir überhaupt nicht auf einem Weg sind, dass wir schon lange stehen geblieben sind und namenlos und ohne eigenes bewusstes Sein Abhängige und Getriebene und Vertriebene geworden sind. Und jetzt bemerken wir plötzlich den Abgrund, der sich zwischen unserem Wollen und Tun aufgetan hat. Und beschämt und mit Selbstvorwürfen leben wir in die Zeit und flüchten und rennen und machen Lärm und schreien und dann wenn es nicht mehr weiter geht, sind wir still und ohne Atem. Tot gelebt.“ Jemand hat das elektrische Licht ausgeschaltet, in der Stube. Auf den Tischen stehen brennende Kerzen bereit. Jetzt erst, da sie keine Konkurrenz von den starken Glühbirnen mehr haben, kommen die bescheidenen und wärmenden Kerzen zur Geltung. Und jetzt erst werden die Fenster der Stube zu Aussichtsfenstern. Wie gebannt und urplötzlich schauen die stillen Menschen von der Stube ins weite, lichtgeflutete Tal. In der Weite überwiegt das Dunkel der Nacht und der Kontrast zwischen Dunkelheit und Licht macht das Licht zu einem Lichtermeer und die Lichter wirken freundlich und warm. „Warum nicht einfach tun?“, fährt der Redner fort. „habe Euch eine Weihnachtserzählung versprochen. Was haben meine Überlegungen mit Weihnachten zu tun? Auf dem ersten Blick wenig. Und trotzdem liegt im Geheimnis von Weihnachten eine Lösung. Wie nie im Jahr sind die Menschen offen, feinfühlig, bereit, bei sich selbst und ganz in der Nähe (jedenfalls die Meisten) jener Kernkraft von der ich vorher erzählt habe. Niemand wird genau wissen, was die eigentliche Kraft von Weihnachten ist. Auch die Soldaten an der Front, die am Weihnachtsabend ihre Maschinengewehre in die dunklen Schützengräben gelegt haben und gemeinsam – Feind und Freund – gesungen haben, konnten sich den plötzlichen Wandel nicht erklären. Müssen wir alles verstehn? Ist nicht gerade die Tatsache, dass es etwas gibt, das nicht im Denken zu erfassen, zu erklären ist, Grund genug, dieser anderen Dimension des Nicht-Denkbaren, des Nicht-Messbaren, nach zu gehen. Wollen wir nicht gemeinsam diese Sehnsucht von Weihnachten mit in die Zeit nehmen und in unseren Taten ausdrücken? Was und wer hindert uns daran jetzt und neu zu beginnen und Weihnachten als kostbare Botschaft zu leben und in die Tat umzusetzen? Es sind immer wieder diese Gedanken, diese lärmenden Gedanken die in unseren Köpfen seit ewigen Zeiten herumschwirren, die uns den endgültigen Zugang zum Weg nach Weihnachten, zur Sehnsucht nach unserer eigenen Kernkraft und Liebe versperren. Wünsche Euch alle so zu sein, wie Ihr gerne seid und wünsche Euch allen Wege die die Euren sind. Folgt der Sprache Eures Herzens, gebt Eurer plattgedrückten Sehnsucht Raum und atmet Seelenluft und hört die Bäche singen und erlaubt Euch stark und schwach zu sein und ganz Mensch. Wenn Ihr Zweifel habt, redet mit denen die bereits ein Stück des Weges hinter sich haben. Wenn ihr Angst habt und kein Vertrauen mehr, wisset, die Kraft von Weihnachten kostet nicht Euro sondern Liebe. Eure Liebe zu Euch selbst. Und Ihr seid bereits unterwegs, sonst hättet Ihr es nicht bis hier her durch gehalten.“


Zuerst dürfen wir das Licht in uns stark machen, um es weiter geben zu können

......dann dürfen wir zu Lichtträgern werden ... und dies nicht nur zu Weihnachten



 

Euer Karl

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