Seelenlandschaft auf festem Boden – Zelten backen
Und täglich werden wir eingelullt und verbogen und angelogen und genarrt und wir sehen weiterhin unbewusst und nur so beiläufig fern, warten weiterhin ungeduldig und süchtig auf die Zeitungen, lassen uns weiterhin bewerben und von den wohlklingenden Melodien des Marktes betäuben. Und dann an einem der letzten Novembertage treffen sich 20 Frauen, Mütter, Menschen, Kinder zum Zelten backen in einer alten Burg. Sie sind einfach da. Mit ihrer Neugier, mit ihrer Lust und Freude gemeinsam etwas zu gestalten und zu formen. Angeregt von Menschen, die die Schnauze voll haben von all den Betäubungen und von dem Fremden, das uns von uns selbst entfernt und uns zu hilflosen Hörigen macht, finden sich fleißig arbeitende Frauen und sorgende Mütter rund um einen großen Tisch und bilden einen Kreis. Für ein paar Lichtstunden legen sie ihr Sein in diesen Menschen- und Gedankenkreis und plötzlich sind alle Beteiligten dabei, selbst mit dabei und unter Anleitung einer Frau, die sich vorbereitende Gedanken gemacht hat, arbeiten sie, werden kreativ, rücken zusammen, reden miteinander, tauschen Erfahrungen aus, finden wieder zusammen, räumen Vorurteile aus, freuen sich, singen miteinander, erzählen und sind bei sich. Und das Ergebnis aus vielen Gedanken und aus eigenen Fertigkeiten wird geboren, kann sich sehen lassen. Und in der Küche scharen sich alle um den Ofen der das Werk vollenden wird und dann die ersten Kostproben. Ja, sie sind gut gelungen die Zelten und sie werden nach dem Abkühlen noch besser und dann packt jede ihre Kostbarkeit ein und nimmt ein Stück von diesem Novembernachmittag mit nach Hause, in eine andere Welt, die nicht mehr so ist wie vorher. Der Nachmittag hat den beteiligten Frauen in der Gemeinschaft, ein Stück vom eigenen Weg zurück gebracht. Das mitgebrachte Stück Zelten ist wie ein Bild, das von einem Aus-der-Zeit Treten erzählt und ein Stück eigener Traum und eigene Wirklichkeit. Die Wirklichkeit wird durch unsere Sinne begrenzt. Wir denken unsere Wirklichkeit. Der Traum hat keine Grenzen. Er druchdringt uns, macht uns lebendig. Die Seele lebt im Traum, nicht in der Wirklichkeit. Und der Traum entsteht und wächst aus unserer eigenen, inneren Kernkraft, aus unserer eigenen Wirklichkeit heraus. Lassen wir uns unsere Träume von all den Schnelligkeiten und gläsernen Scheinwelten nicht wegnehmen, bleiben wir bei uns und wachsen wir aus unserer Kraft heraus. Dann werden wir fähig werden, unser eigenes Sein in die Gemeinschaft zu tragen und immer wieder gestärkt und bereichert ein Stück „Zelten“ mit in die Wirklichkeit des Alltags zu nehmen. Die Licht-Tage, die Tage ohne Sonnenlicht in Tschengls begleiten uns zu unserem eigenen Licht, zu unserem eigenen Traum, der uns unsere Wirklichkeiten meistern hilft. Vom Tag unserer Geburt an, tragen wir unser Wesen, unsere Kraft in uns. Nie mehr wird dieses Licht in uns erlöschen. Manchmal aber sehen wir im Lärm der Zeit und in den lichtgefluteten Tagen unser eigenes Licht nicht mehr und sind nicht mehr. Die Nacht ist nicht nur Dunkelheit. Die Nacht ist ein Kind, gezeugt aus der Liebe des Lichts. Nur wenn wir uns selbst verlassen, uns den Oberflächlichkeiten und dem Aufgezwungenen ausliefern, sind wir Nacht ohne Licht. Bei uns selbst finden wir zu einer tieferen Wirklichkeit, die uns nährt und das eigentliche Leben beschert. Unser eigener Weg und die Zeit führen uns immer näher an jenen Ort, wo die Stimme der Seele deutlicher wahrnehmbar wird. Seelenlandschaft. Danke, Bäuerinnen von Tschengls, danke. Ihr seid in die Burg gekommen und habt die Räume der Burg mit positiven und eigenen Gedanken gefüllt, zu einem festen Boden begleitet. Ein Stück von Euch habt ihr aus diesem Raum der Gemeinschaft mit in Eure Heimathäuser genommen und dieses Stück von Eurem Ich soll Euch Kraft geben und Euch beistehen wenn es gilt aus dem Supermarkt der Angebote und der Reize auszuwählen. Fragt in Eurem Innersten nach, bevor ihr entscheidet. Ihr seid stärker als ihr glaubt. Folgt der Sprache Eures Herzens und lebt Eure Träume, damit eure Wirklichkeiten zu eigenen erfüllenden und glücktragenden Wirklichkeiten werden können. Das Stück von Euch, das ihr hier in der Burg zurück gelassen habt, werde ich behüten und irgendwann genießen. Danke.
Euer Karl


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